Die Entwicklungen am Immobilienmarkt können nicht losgelöst von der Realwirtschaft betrachtet werden. Am Eindrucksvollsten wird uns dies in Krisenzeiten vor Augen geführt. Dabei können Krisen die verschiedenen Immobilienteilmärkte sehr unterschiedlich beeinflussen. Außerdem können Krisen den Immobilienmarkt insgesamt sowohl belasten als auch beflügeln (Stichwort: Flucht in Betongold). Des Weiteren können nicht nur wirtschaftliche Krisen den Immobilienmarkt beeinflussen, sondern auch umgekehrt, also Einbrüche beim Immobilienmarkt können sich negativ auf die Real- und Finanzwirtschaft auswirken. Nachfolgend möchte ich Ihnen drei Beispiele für diese Wechselwirkungen aufzeigen.
Platzen der „New Economy“-Blase
Nachdem die Börsenhausse um die Jahrtausendwende im März 2000 durch einen drei Jahre währenden Aktiencrash beendet wurde, senkten die Notenbanken im Rahmen einer Rettungsmaßnahme massiv die Zinsen. Die stark gesunkenen Zinsen hatten wie geplant zur Stabilisierung der Finanzmärkte und der Wirtschaft geführt, aber auch einen Boom insbesondere beim Häusermarkt in den USA ausgelöst.
Zusammenbruch des US-Häusermarkts
Die durch die Zinssenkung ausgelöste Immobilienblase platzte in den Jahren 2007 / 2008 und hatte die größte Finanzkrise seit der großen Depression (Beginn 1929) zur Folge. Um einen schweren Wirtschaftseinbruch durch den Kollaps des US-Häusermarkts zu verhindern, wurden Konjunkturpakete geschnürt, die Zinsen noch weiter gesenkt und zusätzlich massiv Liquidität zur Stabilisierung der Finanzmärkte zur Verfügung gestellt (vor allem durch Anleihekäufe).
Energiekrise 2022:
Die irrsinnig stark gestiegenen Energiepreise im Jahr 2022 sowie die gestörten Lieferketten machten es den privaten Bauherren immer schwerer, einen Neubau zu kalkulieren. Nicht nur die Kosten, sondern auch die zu erwartenden Bauzeitverzögerungen machten den Hausbau zu einem echten Abenteuer. Auch wenn sich die Energiepreise inzwischen etwas entspannt haben und die Großhandelspreise für Öl und Gas an den Energiemärkten zumindest auf US-Dollar-Basis in etwa wieder auf dem Niveau von vor dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine bewegen, achten nun Immobilienkäufer besonders auf die Energieeffizienz von Immobilien, was inzwischen bei Bestandsimmobilien mit schlechter Energiebilanz zu deutlichen Bewertungsabschlägen führt.
Die sowohl durch die Lieferkettenstörungen als auch den Ukraine-Krieg ausgelöste hohe Inflation hat bei den großen Notenbanken wie z.B. bei der Europäischen Zentralbank oder bei der amerikanischen FED zu einer Abkehr von der ultra-lockeren Geldpolitik geführt. In der Folge haben sich die Zinsbelastungen bei neu zu vereinbarenden Immobilienfinanzierungen binnen eines Jahres in etwa verdreifacht. Das Neukreditgeschäft im Immobiliensektor ist dadurch eingebrochen und hat die Zahl der ohnehin schon reduzierten Neubauvorhaben noch einmal verringert. Im Jahr 2021, als lediglich die Lieferkettenprobleme und der damit verbundene Baustoffmangel zu einem massiven Rückgang der Neubautätigkeit führte, rechneten viele Immobilienexperten mit einer großen Nachfrage nach Bestandsimmobilien als Alternative zum Haus- und Wohnungsneubau. Durch die Inflation und durch den damit verbundenen Zinsanstieg gingen aber auch die Verkäufe für Gebrauchtimmobilien deutlich zurück und es ergaben sich nach vielen Jahren des Immobilienbooms erstmals wieder Preiszugeständnisse für die verkauften Objekte.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Energiekrise, die durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine ausgelöst wurde, zusammen mit den gestörten Lieferketten die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch für Wohnimmobilien stark verändert hat.
Wer sich detaillierter über die aktuellen Entwicklungen an den Finanzmärkten informieren möchte, kann sich gerne direkt an mich wenden. Ich freue mich auf den Kontakt mit Ihnen.