Paradox: Ausgerechnet China, also das Land, von dem aus sich das verheerende Corona-Virus in alle Welt verbreitet hatte, leidet jetzt am wenigsten und scheint sogar noch von der Corona-Pandemie ökonomisch zu profitieren. So ist das Reich der Mitte die einzige große Volkswirtschaft der Welt, die im Jahr 2020 ein positives Wirtschaftswachstum aufweisen konnte. Dass allein im letzten Jahr über 250 Milliardärinnen und Milliardäre hinzugekommen sind ist für mich das nächste Paradoxon in einem von Kommunisten regierten Land. Allerdings darf man dabei nicht vergessen, dass China es geschafft hat, den Anteil der Armen deutlich zu verringern und eine wachsende Mittelschicht aufweisen zu können.
Immobilienwahnsinn in China:
Dass viele reiche Menschen ihr Vermögen mit Investitionen in Immobilien geschaffen haben, ist weder etwas Neues noch ein Phänomen, das sich allein auf China beschränkt. Dennoch ist bei reichen Familien in China die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihre Millionen im Immobiliensektor verdient haben, doppelt so hoch wie im weltweiten Vergleich. Das geht aus einer Studie hervor, die unter Mitwirkung der UBS Group erstellt wurde.
Die Immobilienpreise in chinesischen Städten, besonders aber in den Metropolen wie Peking, Schanghai und Tianjin sind schon seit längerem teilweise höher als in Europa und in den Vereinigten Staaten. Bereits im Sommer 2017 lagen die durchschnittlichen Quadratmeterpreise in Peking und Schanghai bei etwa 11.000 Euro, in New York hingegen bei „nur“ 9900 Euro – und das obwohl das chinesische Durchschnittseinkommen weniger als 16% des durchschnittlichen Einkommens eines US-Amerikaners beträgt. Es ist also schwer vorstellbar, dass sich die chinesischen Immobilienpreise in diesem Tempo weiter nach oben bewegen können, ohne dass es irgendwann einmal zu einem großen Immobiliencrash kommt. Ein Immobiliencrash hätte in China allerdings gravierende Folgen, denn rund 25% der chinesischen Wirtschaft hängen direkt oder indirekt vom Bau- und Immobiliensektor ab.
Hinzu kommt, dass sich viele Wohnungseigentümer für den Immobilienerwerb hoch verschuldet haben. Lag die Verschuldung der privaten Haushalte vor und während der Finanzkrise 2007/2008 noch deutlich unter 20%, so hat sich diese Verschuldungsquote bis zum Jahr 2019 in etwa verdreifacht. Es ist davon auszugehen, dass der Finanzsektor Chinas bei einem Immobiliencrash ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen werden könnte.
Wenn Ihnen der drastische Preisanstieg bei den Wohnimmobilienpreisen in deutschen Metropolen und hier natürlich vor allem im Großraum München unheimlich wird, dann denken Sie bitte zukünftig immer daran, dass diese Preise immer noch relativ günstig sind – im Verhältnis zu den Immobilienpreisen in China natürlich.
Eine Antwort
Sehr interessanter Beitrag! Was sind deine Quellen?