China will die spekulativen Auswüchse am Immobilienmarkt beenden, denn einerseits stehen Millionen Wohnungen leer und andererseits werden irrsinnig hohe Preise für Wohnungen in den begehrten Städten verlangt. Alleine diese beiden Symptome zeigen, dass der chinesische Immobilienmarkt alles andere als gesund ist.
Den Anstoß dazu, gegen die Spekulationsblase am chinesischen Wohnungsmarkt vorzugehen, könnte allerdings der Internationale Währungsfonds (IWF) gegeben haben, denn dieser hatte China im August gewarnt und aufgefordert, das Kreditwachstum zu drosseln. Finanzexperten gehen davon aus, dass der chinesische Immobiliensektor mit der unglaublichen Summe von umgerechnet 3,6 Billionen US-Dollar bei den einheimischen Banken verschuldet ist. Damit ist die Gefahr groß, dass der chinesische Bankensektor ins Straucheln kommt, sollte es zu einer massiven Krise am Immobilienmarkt kommen.
Der mit ca. 300 Milliarden US-Dollar verschuldete Immobilienkonzern „Evergrande“ kam aufgrund der restriktiveren Kreditvergabe in Zahlungsschwierigkeiten und inzwischen sind weitere chinesische Immobilienunternehmen bekannt, die ebenfalls Probleme haben, ihre Darlehen zu bedienen.
Die Eingriffe der chinesischen Regierung gehen dabei sehr weit, denn Peking hat verlauten lassen, dass der Chef und Gründer von Evergrande mit seinem Privatvermögen, das auf ca. 8 Mrd. US-Dollar geschätzt wird, schon jetzt haften solle.
Gleichzeitig bekundet die Regierung, dass die noch nicht fertiggestellten Wohnungen zu Ende gebaut werden sollen – zur Not wohl auch von anderen Unternehmen, sollte „Evergrande“ am Ende Pleite gehen. Das ist besonders wichtig, weil ca. 1,4 Millionen Wohnungskäufer bereits hohe Anzahlungen geleistet haben und nun um ihr Geld bangen.
Ich bin davon überzeugt, dass der Staatsführer Xi Jinping und seine kommunistische Partei noch aus weiteren Gründen alles dafür tun werden, dass der chinesische Immobilienmarkt nicht kollabiert. Immerhin lag das Kreditwachstum in den letzten Jahren kontinuierlich im zweistelligen Prozentbereich und ca. 60 % der Schulden privater Haushalte sind Immobiliendarlehen. Darüber hinaus stecken geschätzte 75% des Vermögens der chinesischen Bevölkerung in Immobilien. Ein unkontrolliertes Platzen der Immobilienblase würde also nicht nur die vielen Millionäre und Milliardäre im Reich der Mitte treffen, sondern könnte für großen Unmut in der chinesischen Bevölkerung sorgen. Dass auch das Vermögen der Superreichen in China bei einem Platzen der Immobilienblase deutlich zurückgehen würde, würde Xi Jinping hingegen weniger stören, der ohnehin die Parole ausgegeben hat, dass auch der Rest der Bevölkerung stärker vom neu gewonnenen Wohlstand profitieren solle.
Meiner Einschätzung würde sich eine Verstärkung der Krise am chinesischen Immobilienmarkt eher indirekt als direkt auf unsere Wirtschaft negativ auswirken.
Wenig direkte Auswirkungen auf unsere Wirtschaft bei einem Kollaps des chinesischen Immobilienmarkts zu befürchten
Die Immobilienkrise in den USA, die in den Jahren 2007 und 2008 wütete, wurde schnell auch zu einer Krise in vielen anderen Ländern, weil die Amerikaner ihre schlechten Kredite bündelten und international als sichere Kapitalanlagen verkauft hatten. In China wurde der Immobilienboom hingegen vorrangig von chinesischen Gläubigern finanziert.
Indirekte Auswirkungen auf unsere Wirtschaft bei einem Kollaps des chinesischen Immobilienmarkts sollten nicht unterschätzt werden
Man schätzt, dass die Immobilienwirtschaft in der Vergangenheit ca. 30% zum Wirtschaftswachstum in China beigetragen hat. Schwächelt der Immobilienmarkt, wird dies zwangsläufig negative Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum und die Arbeitslosigkeit in China haben. Zusammen mit Xi Jinpings jüngsten Aktionen gegen die Superreichen im eigenen Land könnte dies weltweit die Luxusgüterindustrie hart treffen. In Deutschland dürften damit beispielsweise die Premium-Autohersteller betroffen sein. Aber auch insgesamt würde sich eine Schwäche der chinesischen Wirtschaft negativ auf unsere heimische Ökonomie auswirken, schließlich ist China unser größter Handelspartner. Es ist also auch für uns in Deutschland wichtig, dass die aktuelle Immobilienkrise in China glimpflich verläuft.
Mein Tipp: Achten Sie auch auf andere Spekulationsblasen weltweit und richten Sie Ihre Anlagestrategie aktuell konservativ aus.
Ich fürchte, dass das aktive Eingreifen in einen überhitzten Markt, wie es jetzt China gerade praktiziert, weltweit betrachtet ein Einzelfall bleiben wird. Die meisten Regierungen und bedeutenden Notenbanken sind offensichtlich der Meinung, dass die marktwirtschaftlichen Kräfte ausreichen, um spekulative Auswüchse wieder zu korrigieren, und beschränken sich deswegen darauf, in Falle von Finanzkrisen zu reagieren statt zu agieren.
Viele Investoren und vor allem die Mehrheit der Privatanleger unterliegen dem trügerischen Eindruck, dass die Gefahren umso mehr sinken, je besser die Anlageklassen laufen und je mehr Zeit seit der letzten großen Finanzkrise oder seit dem letzten Börsencrash vergangen ist. Tatsächlich hat sich aber die Gefahrenlage an den Finanzmärkten durch den kräftigen Preisanstieg in diversen Anlageklassen deutlich verstärkt.
Der Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Shiller, der Mitte der 2000er Jahre auf die extrem hohe Bewertung von Wohnimmobilien in den USA hingewiesen und die „Subprime Mortgages Krise“ im Jahr 2007 vorhergesagt hatte, hat sich nun, d.h. im Oktober 2021, erneut zu Wort gemeldet. Er weist warnend auf ein historisch einmaliges Phänomen hin: Zum ersten Mal sind in den USA alle drei Hauptanlageklassen gleichzeitig massiv überbewertet, also sowohl die Immobilien-, als auch die Aktien- sowie die Rentenmärkte. Aufgrund dieser historisch einmaligen Konstellation kann man sich bei der Beurteilung der daraus resultierenden finanziellen Gefahren leider nicht an der Vergangenheit orientieren. Ich bin mir allerdings sicher, dass wir in Deutschland nicht verschont bleiben würden, sollten in den USA eine oder mehrere Spekulationsblasen platzen. Ich empfehle Ihnen deswegen, aktuell eine konservative Ausrichtung Ihres Vermögensportfolios anzustreben. Gerne können Sie mich ansprechen, wenn Sie mehr Infos zu meiner Anlagestrategie haben wollen.