Obwohl der Wohnungsneubau stark rückläufig ist, sind die Verkaufszahlen von Wärmeerzeugern im ersten Quartal 2023 um fast 40 Prozent gestiegen. Das klingt erst einmal gut für die Umwelt, denn daraus lässt sich schließen, dass die neuen Wärmeerzeuger vor allem alte Heizungen ersetzen und jede neue Heizung, die eine alte Öl- oder Gasheizung ersetzt, wird helfen, das CO2-Ziel zu erreichen.
Schaut man sich jedoch die Zahlen etwas genauer an, dann läuft es überhaupt nicht so, wie es sich der grüne Wirtschaftsminister Habeck vorgestellt hat. Schließlich sind über 50% der in diesem Zeitraum verkauften Wärmeerzeuger Gasthermen gewesen und nicht die von der Regierung favorisierten elektrisch betriebenen Wärmepumpen. Eine weitere statistische Zahl sollte Herrn Habeck zu denken geben. In diesem Jahr gab es bislang pro Monat lediglich 8.200 Anträge auf finanzielle Förderung von Projekten mit Wärmepumpen, während es im Jahr 2022 monatlich 29.000 Anträge waren. Anders ausgedrückt: Im Jahr 2022 lag die Zahl der Förderanträge pro Monat um mehr als das Dreifache höher als im Jahr 2023!
Das ist auf den ersten Blick erstaunlich, denn es dürfte jedem Immobilienbesitzer klar sein, dass die Zukunft der Beheizung und Warmwasserversorgung der Wohngebäude nicht in der Verbrennung von fossilen Energieträgern liegt. Alleine die geplanten CO2-Steuererhöhungen für die kommenden Jahre werden für eine deutliche Verteuerung von Öl und Gas sorgen. Außerdem sind Wärmepumpen sehr energieeffizient, denn die Energieerzeugung bei der üblichen Luft-Wasser-Wärmepumpe besteht beispielsweise aus einer Kombination aus ca. 25% Elektrizität und 75% Außenluft.
Woran liegt es also, dass immer noch weniger Wärmepumpen installiert werden als neue Gasthermen?
Wärmepumpen sind in der Anschaffung derzeit noch deutlich teurer als beispielsweise eine Gasheizung auf Basis der Brennwerttechnik.
Es ist technisch weniger aufwändig, eine alte Gastherme durch eine neue Gastherme zu ersetzen und Gasthermen sind in deutschen Bestandsgebäuden weit verbreitet.
Das Angebot an Wärmepumpen ist nicht nur teuer, sondern auch knapp. Es mangelt aktuell nicht nur an den technischen Komponenten, sondern auch an Handwerkern für die Installation der Wärmepumpen.
Darüber hinaus befürchten Immobilienbesitzer, dass
die Heizleistung einer Wärmepumpe für ihre Immobilie nicht ausreicht,
dass die Wärmepumpe mit den derzeit installierten Heizkörpern nicht funktioniert,
dass die Stromrechnung noch höher ausfällt als bisher,
dass der Lärm einer Wärmepumpe den eigenen Wohnkomfort beeinträchtigt sowie zu Nachbarschaftsstreit führen könnte und
dass die aktuellen Wärmepumpenmodelle noch mit einem Mittel werden, das als giftig eingestuft wurde und eventuell bald verboten werden könnte. Es geht um ein mögliches Verbot sogenannter F-Gase, die der PFAS-Gruppe zuzuordnen sind. Diese Gase sind im Kältemittel von Wärmepumpen oft vorhanden und stehen im Verdacht, Krebs zu verursachen, unfruchtbar zu machen und das Immunsystem anzugreifen.
Den günstigeren, leiseren und von Giftstoffen befreiten Wärmepumpen gehört die Zukunft.
Zu erwartender Preisrückgang:
Der Verkauf der Wärmepumpensparte von Viessmann an einen amerikanischen Konkurrenten deutet auf einen zunehmenden Wettbewerb hin, der schon bald für deutlich günstigere Preise und verbesserte Geräte sorgen sollte. Vor allem asiatische Hersteller drängen auf den hiesigen Wärmepumpenmarkt und werden dafür sorgen, dass die Preise fallen werden. Derzeit sind ca. 12.000 Euro bis 17.000 Euro für eine neue Wärmepumpe fällig, allerdings ohne Installationskosten. Konstantinos Stergiaropolous, Professor für Heiz- und Raumlufttechnik an der Universität Stuttgart, hält irgendwann Preise von 2.000 Euro bis 3.000 Euro für realistisch. Meines Erachtens würde es aber den Wärmepumpen schon zum Durchbruch verhelfen, wenn diese inklusive der Montage preislich in etwa auf dem Niveau liegen würden wie aktuelle Gasthermen mit Brennwerttechnik. Darüber hinaus wäre es für den Durchbruch bei Wärmepumpen wichtig, dass diese noch leiser werden und komplett ohne giftige Stoffe funktionieren.
Verbesserung der Lärmbelastung:
Die ersten Wärmepumpen, die vor ein paar Jahren installiert wurden, sind deutlich lauter gewesen als die aktuellen Modelle. Dennoch werden selbst heute noch neue Wärmepumpen als störende Geräuschquellen wahrgenommen. Um Nachbarschaftsstreit zu vermeiden empfiehlt es sich also, ein möglichst leises Gerät zu kaufen, für eine gute Dämpfung zu sorgen, den Standort der im Außenbereich aufgestellten Komponenten sorgfältig auszuwählen und auf eine professionelle Installation zu achten.
Propan als Ersatz für die üblichen giftigen Stoffe:
Es gibt heute schon ungiftigen Ersatz für die sogenannten F-Gase. Forscher des Fraunhofer ISE habe eine Propan-Wärmepumpe entwickelt, die mit einem Bruchteil der Propanmenge herkömmlicher Wärmepumpen auskommt. Das ist insofern wichtig, weil dadurch das Brand- und Explosions-Risiko, das von Propan grundsätzlich ausgeht, deutlich reduziert werden kann. In absehbarer Zeit ist demnach eine technische und auch wirtschaftlich sinnvolle Lösung als Ersatz für die jetzt noch üblicherweise verwendeten giftigen Stoffe zu erwarten.
Große Vorteile der Wärmepumpen:
Im Gegensatz zu den früher üblichen Öl- und Gasheizungen kann bei Wärmepumpen auf Öl- oder Gastanks bzw. auf Gasleitungen komplett verzichtet werden. Insbesondere beim Neubau fallen damit beträchtliche Kosten weg. Die für den Betrieb der Wärmepumpe notwendige Stromleitung zur Immobilie ist ohnehin vorhanden.
Mit Wärmepumpen kann grundsätzlich nicht nur geheizt und Warmwasser erzeugt werden. Auch eine Kühlung des Gebäudes ist mit demselben Gerät möglich und viel effizienter als mit herkömmlichen Klimaanlagen. Das Gerät muss nur entsprechend darauf ausgelegt sein und die Flächenheizungen und Heizkörper natürlich ebenfalls. Ich empfehle vor allem beim Neubau an diese Variante zu denken, denn hier lässt sich die Kühlung bereits bei der Planung des Eigenheims gut berücksichtigen und die Zusatzkosten für diesen hohen Wohnkomfort-Gewinn sind vergleichsweise gering.
Zum Abschluss möchte ich noch zwei paradoxe Fälle im Zusammenhang mit Wärmepumpen erwähnen:
1. Paradoxer Fall: Der größte Wohnungskonzern Deutschlands konnte 70 bereits installierte Wärmepumpen nicht in Betrieb nehmen, weil die Stromnetze zu schwach waren. Auch wenn Vonovia bis zum Jahr 2045 auf nahezu allen geeigneten Dächern des Gebäudebestands Photovoltaikanlagen installiert haben möchte und damit vor allem selbst produzierten Strom verwenden will, ist ein Stromanschluss natürlich notwendig. Dieser paradoxe Fall zeigt, dass die Umsetzung der Ziele der Bundesregierung in Bezug auf die Installation von Wärmepumpen sehr ambitioniert ist und der Staat vor allem für die notwendige Strominfrastruktur sorgen muss. Dabei muss die Regierung zudem noch an die gewünschte Elektrifizierung des Verkehrssektors denken, die darüber hinaus noch eine zusätzliche Belastung für das derzeitige Stromnetz darstellt. Meines Erachtens müssen hierfür intelligente Lösungen erarbeitet werden wie beispielsweise die Schaffung von ökonomischen Anreizen, damit Elektrofahrzeuge vor allem zu jenen Zeiten aufgeladen werden, wenn im Stromnetz ausreichend Strom zur Verfügung steht.
2. Paradoxer Fall: Eine Münchner Eigentümergemeinschaft musste von der Wärmepumpe auf eine Gasheizung wechseln, weil ihre Grundwasser-Wärmepumpe nicht mehr funktioniert. Der zu dieser Wärmepumpe gehörige Brunnen hatte nicht mehr genug Wasser geführt, weil der Grundwasserspiegel zu stark gesunken war. Das ist kein Einzelfall im Münchner Osten, denn der Grundwasserspiegel ist in den vergangenen 10 Jahren dort um mehr als drei Meter gesunken.