Wie Spekulationsblasen weitere Spekulationsblasen erzeugen können
Bereits Mitte 2020 war der Börsenwert der Tesla Aktie höher als der Wert aller drei deutschen großen Autohersteller im DAX zusammen. Da lag der Börsenwert von Tesla bei etwas über 200 Milliarden US-Dollar. Im November 2020 waren es schon über 500 Milliarden US-Dollar und Anfang Februar 2021 belief sich der Marktwert der Tesla Aktien an den Börsen schon auf 637 Milliarden US-Dollar. Das ist mehr als eine Verdreifachung des Firmenwertes in ca. einem halben Jahr und auf ein Jahr betrachtet ist es sogar eine Verfünffachung. Ein Teil der Dynamik dürfte gerade in den letzten Monaten durch zwangsweise Aktienkäufe von Leerverkäufern stammen, deren Leerverkaufsquote Mitte 2020 ungefähr doppelt so groß war wie Ende des Jahres 2020. Offensichtlich haben die Baisse-Spekulanten sich bei Tesla eine blutige Nase geholt und trauen sich jetzt nicht mehr, auf sinkende Kurse bei dem Elektrofahrzeug-Pionier zu setzen, obwohl die Bewertung Anfang 2021 noch viel höher war als zu Zeiten des Höhepunkts der Leerverkäufe.
Natürlich ist es schwierig zu beurteilen, ob bei Tesla nun eine Spekulationsblase entstanden ist. Sollte es nämlich tatsächlich zu dem von vielen Spekulanten erwarteten, dauerhaft hohen Gewinnwachstum kommen, dann würden der extreme Kursanstieg und die gigantische Börsenbewertung im Nachhinein ihre Rechtfertigung finden. Allerdings ist davon auszugehen, dass die Konkurrenz gerade beim Bau von Elektrofahrzeugen deutlich zunehmen wird.
Neben der Automobilindustrie in Deutschland, die zugegebenermaßen viele Jahre den Trend zu Elektroautos und Hybridfahrzeugen verschlafen hat, gibt es noch weitere Nationen wie Frankreich, Japan und Südkorea, die Tesla nacheifern werden. Und es sind vor allem die Chinesen, die sich nicht mehr um den Konkurrenzkampf bei den Verbrennermotoren kümmern, sondern sich gleich auf die Elektromobilität stürzen. Auch wenn es zunächst noch sehr wenige Fahrzeuge aus dem Reich der Mitte sind, die in Deutschland verkauft werden, so haben die Chinesen mit dem noch weitgehend unbekannten Hersteller Polestar schon mal den Fuß in der Tür auf dem deutschen Fahrzeugmarkt. Polestar ist die Elektromarke vom Automobilkonzern Volvo, der von dem chinesischen Autohersteller Geely übernommen wurde.
Die Zulassungszahlen für Elektroautos im ersten Halbjahr 2020 in Deutschland zeigen, dass Tesla keine marktdominierende Stellung hat. Allein der Porsche Taycan, Porsches erster Elektro-Sportwagen, hatte mit 1080 Zulassungen mehr stromgetriebene Autos verkauft als Tesla mit den Modellen S (405 Stück) und X (331 Stück) zusammen.
Auch wenn sich Tesla vielleicht noch eine gewisse Zeit die technologische Führungsposition sichern kann, so bin ich davon überzeugt, dass der Wettbewerbsdruck und damit auch der Druck auf die Gewinnmargen stark zunehmen wird. Eine so starke Marktposition wie Amazon im Online-Handel erreicht hat, halte ich bei Tesla für nicht denkbar.
Irrsinnige Bewertungen auch bei Aktien mit niedriger Marktkapitalisierung
Aber kommen wir noch einmal zu Tesla. Dessen Chef Elon Musk machte über den Kurznachrichtendienst Twitter deutlich, dass er WhatsApp von Facebook nicht mag und stattdessen das Pendant der Firma „Signal“ nutzt. Daraufhin stiegen die „Signal-Aktien“ in kürzester Zeit von 0,60 US-Dollar auf 38,00 US-Dollar. Leider hatten die Spekulanten dabei übersehen, dass der Messenger-Dienst „Signal“ gar nicht an der Börse gehandelt wird. Sie hatten fälschlicherweise eine wenig bekannte Medizintechnikfirma gekauft. Die vom Tesla Chef ausgelöste Spekulationsblase hat nach seinem Höhenflug eine Marktkapitalisierung von knapp 3,5 Milliarden US$ am 09.02.2021 wieder zu einer Bewertung von ca. 285 Millionen US$ zurückgefunden. Diese kleine Spekulationsblase ist also bereits geplatzt.
Gibt es bei der Digitalwährung Bitcoin auch eine Blase?
Nachdem bekannt wurde, dass Elon Musk Anfang Februar für 1,5 Milliarden US$ Bitcoins gekauft hatte, stieg die berühmteste Digitalwährung auf ein neues Allzeithoch von 44.899 US$. Bei seinem Anteil von 17,8% (Stand Februar 2021) an allen Tesla Aktien hat Elon Musk alleine seit Mitte letzten Jahres 77,78 Mrd. US-Dollar hinzugewonnen. Er hat also „lediglich“ knapp 2% seines Vermögenszuwachses aus dem letzten Jahr in Bitcoins investiert und dadurch eine neue Hausse ausgelöst. So nährt eine Hausse die nächste Hausse.