Der steile Wertanstieg des Bitcoins ist der reine Wahnsinn und allein durch Spekulationen verursacht. Natürlich ist der Bitcoin nicht die einzige digitale Währung, aber mit einem Anteil von über 2/3 an allen Digitalwährungen, ist der Bitcoin nach wie vor marktdominierend. Über den eigentlichen Wert des Bitcoins und dessen weitere Entwicklung gibt es unendlich viele Meinungen, die vom drohenden Totalverlust bis hin zu unvorstellbaren Summen reichen, die in Zukunft für einen einzigen Bitcoin zu bezahlen sein werden. Ich erachte eine Preisprognose für die bekannteste Digitalwährung als reines Ratespiel, an dem ich mich nicht beteiligen werde. Dennoch möchte ich mit ökologischen und ökonomischen Maßstäben dem Phänomen Bitcoin auf den Grund gehen und dabei ein paar Irrationalitäten und irrsinnige Fakten aufzeigen.
Die ökologische Betrachtung ist in diesem Fall eindeutig. Mir ist kein umweltschädlicheres Zahlungsmittel bekannt. Allein das Schaffen von neuen Bitcoins (sogenanntes „Bitcoin-Mining“) verbraucht Unmengen an Strom. Aber auch der Zahlungsverkehr mit Bitcoins ist energieintensiv.
Zu Beginn des Jahres 2017 verbrauchte die Digitalwährung 6,6 Terawattstunden Strom pro Jahr. Im Oktober 2020 waren es bereits 67 Terawattstunden. Anfang 2012 hat sich der Stromverbrauch bereits fast verdoppelt auf 121 Terawattstunden. Es gibt eine fatale Aufwärtsspirale beim Stromverbrauch, der durch den Preisanstieg des Bitcoins gerade beflügelt wird. Auf der Webseite „dw.com“ beschreibt der Digitalexperte de Vries den zwangsläufig immer größer werdenden Stromverbrauch beim Schürfen der Bitcoins so: „Je höher der Preis, desto mehr verdienen die Miner und desto größer ist der Anreiz, mehr Maschinen zum Netzwerk hinzuzufügen. Da das Netzwerk nur fünf Transaktionen pro Sekunde verarbeiten kann, wird es schnell teurer, Bitcoin zu nutzen, wenn viele Leute das versuchen. Da die Transaktionsgebühren auch an die Miner gehen, treibt dies die Einnahmen der Miner zusätzlich und letztlich ebenso den Energieverbrauch.“ Nachdem die meisten Bitcoins in Ländern geschürft werden, die billigen Strom anzubieten haben, sind die Umweltfolgen noch viel schlimmer. China ist übrigens mit einem Anteil von ca. 65% der größte Produzent von Bitcoins und dort wird nach wie vor viel Kohle verbrannt, um den billigen Strom zu erzeugen.
Wie oben bereits erwähnt, verbraucht nicht nur die Schaffung von neuen Bitcoins extrem viel Energie, sondern auch der Zahlungsverkehr, der über Bitcoins abgewickelt wird. Laut „Wirtschaftswoche“ liegt der Energieverbrauch eines einzigen Bitcoin-Zahlungsvorgangs bei sagenhaften 648 Kilowattstunden. Zum Vergleich: Eine Überweisung durch den Zahlungsdienstleister „VISA“ löst einen Stromverbrauch von lediglich 0,0015 Kilowattstunden aus. Schon aus Umweltschutzgründen können wir alle froh sein, dass der Anteil der weltweit durchgeführten Überweisungen über den Bitcoin sehr gering ist. Übrigens spricht auch die Geschwindigkeit der Überweisung nicht für den Bitcoin. Gemäß „Wirtschaftswoche“ liegt der Zeitbedarf für 100.000 Transaktionen des Bitcoins bei 4 Stunden, während „VISA“ für die gleiche Anzahl gerade einmal 1,8 Sekunden benötigt. Es ist also kein Wunder, dass sich der Bitcoin im Zahlungsverkehr nicht flächendeckend durchgesetzt hat. Der Nutzen ist zu gering und die Kosten sind zu hoch.
Der Bitcoin wird als Digitalwährung bezeichnet und soll Spekulanten zufolge als Wertspeicher besonders sinnvoll sein. Teilweise wird das digitale Geld auch mit Gold verglichen, insbesondere in seiner Rolle als Krisenwährung. Solange der Wert des Bitcoins steigt, fühlen sich die Bitcoin-Fans natürlich in ihrer Meinung bestätigt. Laut Definition dürfte der Bitcoin eigentlich gar nicht als Währung bezeichnet werden, denn eine Währung ist das gesetzliche Zahlungsmittel eines Landes oder wie beim Euro einer Ländergemeinschaft. Um den hohen Kurs des Bitcoins zu rechtfertigen, verweisen die Bitcoin-Anhänger darauf, dass die ständige Geldvermehrung bei den gängigen und großen Währungen der Welt wie beispielsweise dem US$, dem Euro oder dem japanischen Yen zu einer Abwertung dieser Währungen gegenüber dem Bitcoin kommen muss, während es beim Bitcoin am Ende nur eine begrenzte Anzahl geben soll. Meiner Meinung nach kann man zwar über die Werthaltigkeit der gängigen Währungen streiten, aber man sollte auch berücksichtigen, dass es beim Bitcoin niemanden gibt, der mit irgendwelchem Vermögen für dieses virtuelle Geld gerade stehen wird.
Der Bitcoin ist übrigens höchst anfällig für Verlust und Diebstahl. Es gibt einige viele Fälle, bei denen Bitcoin-Besitzer durch den technischen Ausfall von Computern und Speichermedien ihre Bitcoins für immer verloren haben. Und es gibt immer wieder Beispiele, bei denen die Eigentümer von Bitcoins ihr Passwort für ihre elektronische Geldbörse vergessen haben, in der ihre Bitcoins digital gespeichert wurden. Bitcoins können aber auch gestohlen werden. Blockchain-Hacker haben im Jahr 2020 bei über 120 Angriffen unterschiedlichster Art rund 3,78 Milliarden US-Dollar in Kryptowährungen erbeutet, wenn man den Bitcoin-Höchstwert von Januar 2021 als Berechnungsgrundlage heranzieht. Das bedeutet, dass rund ein Drittel aller bislang überhaupt verzeichneten Blockchain-Angriffe allein im Jahr 2020 erfolgt sind.
Übrigens können sich nicht einmal die Verbrecher auf die Anonymität des Bitcoins verlassen. Bewusst hatten zahlreiche Kriminelle, die ihre illegalen Geschäfte zumeist über das Dark Net abwickelten, Zahlungen über Bitcoin bevorzugt. 2013 flog ein über das Internet agierendes Drogendealer-Netz mit dem Namen „Silk Road“ wegen der Zahlung mit Bitcoins auf, weil über die Blockchain des Bitcoins alles genau zurückverfolgt werden konnte.
Ich bin gespannt, wie lange noch die Politik dem Treiben der Spekulanten noch tatenlos zusehen wird. Die frühere Notenbankchefin der amerikanischen FED und jetzige US-Finanzministerin, Janet Yellen, ist jedenfalls keine Anhängerin des Bitcoins.
Fazit: Natürlich werden wir in Zukunft digitales Geld bekommen, aber dies wird meiner Überzeugung nach von Regierungen ausgegebenes Geld sein, also eine echte digitale Währung. Der Bitcoin in seiner jetzigen Form scheidet schon wegen der zu großen Belastung für unsere Umwelt und dem zu geringen Nutzen beim Zahlungsverkehr aus. Die im Zusammenhang mit dem Bitcoin entwickelte Blockchain kann davon losgelöst durchaus interessante digitale Lösungen für unsere zukünftige Welt liefern. Ob sich der Bitcoin als Wertspeicher tatsächlich eignet, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall bleibt der Bitcoin sicherlich für einige Zeit noch ein aufregendes Spekulationsobjekt.