Natürlich ist es interessant, wie sich so erfahrene Finanzexperten wie Warren Buffett und Robert Shiller in der irren Finanzwelt von heute positionieren. Schließlich ist Warren Buffett der einzige bekannte Aktieninvestor, der es nachweislich geschafft hat, zwar nicht jedes Jahr, aber über sehr lange Perioden hinweg, die Wertentwicklung der Aktienindizes durch gezielten Kauf von einzelnen Aktien deutlich zu übertrumpfen. Der Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Shiller hat hingegen das Platzen der Immobilienblase und damit auch die Finanzkrise 2007 vorhergesagt.
Warren Buffett
Bei Warren Buffett muss man sich nur anschauen, wie er sich mit seinem Investment-Vehikel „Berkshire Hathaway“ verhält, dann weiß man, welche Meinung er zum Aktienmarkt hat. Bei seinen Dispositionen ist er vollkommen frei und kann sogar, anders als bei einem Investmentfonds, einzelne Unternehmen stark übergewichten. Per 30.06.2020 war die „Apple“-Aktie mit einem Anteil von 44% die absolut größte börsennotierte Aktienposition bei „Berkshire Hathaway“. Nun ist bekannt geworden, dass Buffett im vierten Quartal 2020 einige „Apple“-Aktien verkauft hat. Offensichtlich hält er die Aktien des Technologieriesen für überbewertet oder zumindest fair bepreist. Der Aufbau eines riesigen Finanzpolsters und der Rückkauf eigener Aktien bei „Berkshire Hathaway“ zeigt zusätzlich, dass Buffett den Aktienmarkt momentan für überteuert hält.
Wilshire 5000 Index
Es ist aber auch bekannt, dass Warren Buffett normalerweise einen speziellen Indikator stark beachtet. Als Basis dient der Wilshire 5000 Index. Anfang Januar 2021 erreichte der Lieblingsindikator von Star-Investor Warren Buffett, der die Marktkapitalisierung des US-Aktienmarktes der US-Wirtschaftsleistung gegenüberstellt, den höchsten Stand seit 13 Jahren. Einige Beobachter sprechen daher bereits von der höchsten Überbewertung von US-Aktien seit der globalen Finanzkrise.
Kritik an der Anwendung dieses Indikators in der aktuellen wirtschaftlichen Situation wird vor allem deswegen laut, weil die derzeit grassierende Corona-bedingte Wirtschaftsflaute das Ergebnis bei diesem Indikator sehr schlecht aussehen lässt und die Erholung der Wirtschaft aus Sicht der Kritiker als gesichert erscheint.
Robert Shiller
Es sind vor allem zwei Indikatoren, für deren Schaffung Robert Shiller bekannt geworden ist. Erstens ist es der Case-Shiller-Home-Price Index, der die Preise der US-amerikanischen Wohnimmobilien abbildet. Zweitens hat er das Shiller-PE-Ratio geschaffen, das das Kursgewinnverhältnis von Aktien darstellt. Beide Indizes befinden sich derzeit auf einem Rekordniveau. Dennoch schlägt Robert Shiller derzeit noch keinen Alarm.
Case-Shiller-Home-Price Index
Wie in Deutschland haben die Preise für Wohnimmobilien in den USA trotz oder wegen der Corona-Krise weiter zugelegt, während die gewerblichen Immobilien deutliche Einbrüche zu verzeichnen hatten. Das war zumindest in den USA nach Ausbruch der Finanzkrise 2007 anders, denn damals waren es schließlich die US-Wohnhäuser, die wegen ihrer wackeligen Finanzierungen, massenhaft von ihren Eigentümern verkauft werden mussten und damit die Krise ausgelöst hatten. Wegen der nachfolgenden wirtschaftlichen Schwäche fielen dann auch die Preise für die Gewerbeimmobilien.
Obwohl der Case-Shiller-Home-Price Index inzwischen neue Rekordhöhen erreicht hat, warnt Robert Shiller diesmal nicht vor einem Wohnimmobiliencrash. Ich hoffe, dass die US-Einfamilienhäuser heute seriöser finanziert sind als damals, als die Finanzkrise 2007/2008 mit der „Subprime-Mortgages“-Krise begann.
Shiller PE Ratio (bezogen auf den S&P 500)
Es gab bisher nur einen einzigen Zeitpunkt, zu dem das Shiller PE Ratio höher war als heute und das war zur „New Economy“-Blase um das Jahr 2000. Wie man heute weiß, hatte diese Aktienblase in einer drei Jahre währenden Baissephase ihr Ende gefunden. Und der aktuelle Stand des Shiller PE Ratios ist bereits deutlich höher als vor dem großen Börsencrash Ende der 1920er Jahre. Dennoch gibt es auch hier keine konkreten Warnungen von Robert Shiller. Im Gegenteil: Er weist darauf hin, dass das Zinsniveau um die Jahrtausendwende deutlich höher lag als heute und relativiert die Warnhinweise seines eigenen Indikators. Möge er recht behalten, denn natürlich wünsche ich mir auch keinen Aktiencrash in naher Zukunft.