Was ist der Sinn und der Zweck eines „SPACs“
„Special Purpose Acquisitions Companies” arbeiten wie sogenannte „Blindpools“ und sammeln Geld von (Klein-)Investoren ein, um damit eine andere Firma zu kaufen. Dabei werden meistens Zielbereiche genannt, in denen das zu erwerbende Unternehmen tätig sein soll, wie beispielsweise die Technologiebranche oder die Biotechindustrie. Ist das gekaufte Unternehmen sehr erfolgreich, profitieren die Investoren des „SPACs“ davon.
Erklärung „Blindpool“
Es gab und gibt immer noch viele andere Finanzprodukte auf Blindpool-Basis. Dabei wird stets Geld von Anlegern für etwas eingesammelt, das noch nicht genau bestimmt ist. Im Extremfall, z.B. bei Hedgefonds, wird den Investoren noch nicht einmal vorher mitgeteilt, wie die Investorengelder angelegt werden. Vereinfacht kann man sagen: Die Investoren kaufen bei einem Blindpool die Katze im Sack.
„Blindpool“ Paradoxon
Im August 2019 wurde ein juristisches Maßnahmenpaket geschnürt, um den Schutz der Anleger gegenüber den Anbietern zu stärken. Es trifft vor allem Finanzprodukte nach dem Vermögens-anlagengesetz und sieht vor, dass zukünftig Blindpool-Konstruktionen bei Vermögensanlagen verboten werden sollen.
Paradoxerweise kommen nun immer mehr Blindpool-Konstruktionen mit dem Namen „SPACs“ („SPAC“ = „Special Purpose Acquisitions Company“) an die Börse. Diese zählen aber nicht zu den Vermögensanlagen und sind als Wertpapiere von dem Blindpool-Verbot nicht betroffen. Dazu muss man wissen, dass die Mehrzahl der „SPACs“ in den USA an die Börse gebracht werden und das Blindpool-Verbot in Deutschland gilt. Dennoch werden US-„SPACs“ auch deutschen Anlegern angeboten.
„SPACs“ sind nicht ganz neu
Auch wenn es sich um einen aktuellen und ziemlich heißen Trend aus den USA handelt, so sind die „Special Purpose Acquisition Companies“ selbst für Deutschland kein wirklich neues Finanzkonstrukt, denn bereits im Jahr 2008 gab es den ersten „SPAC“. Er trug den Namen „Germany 1“.
Dieser erste „SPAC“ für Deutschland ist aber schon lange wieder Geschichte. Im Jahr 2017 ging „Germany 1“ in die Insolvenz und verschwand 2018 von der Börse. Der nächste „SPAC“ folgte mit „Helikos“ im Jahr 2010. 2011 übernahm „Helikos“ die Schweizer Unternehmensgruppe „Exceet“ und nennt sich seitdem „Exceet Group“. Der Börsenverlauf der Aktie „Exceet Group“ (ISIN: LU0472835155) ist jedoch ziemlich enttäuschend. Der dritte damals in Deutschland an die Börse gebrachte „SPAC“ wurde unter dem Namen „Europe Cleantech 1“ im Oktober 2010 platziert und investierte in ein Unternehmen der Umwelttechnologie. Nach dem Erwerb der belgischen Electrawind Gruppe ging diese 2018 in die Insolvenz.
Diese Misserfolgsbilanz mit zwei Pleiten bei drei Emissionen und einem nur äußerst dürftigen Börsenverlauf des dritten „SPACs“ lässt zwar keinen Rückschluss auf den Erfolg der „SPACs“ in der Zukunft zu, aber vielleicht werden Sie sich aufgrund dieser Kenntnis die wohlklingenden Werbeaussagen etwas kritischer durchlesen.
Sehr erfolgreich in den USA – allerdings bislang nur beim Absatz
Seit dem Jahr 2015 lag die jährliche Zahl der neu an den Markt gekommenen „SPACs“ immer nur im zweistelligen Bereich. 2020 wurden dann allerdings 248 neue „SPACs“ an die US-Börse gebracht und im Jahr 2021 stieg dies Zahl sogar auf 613. Sowohl das Jahr 2022 als auch besonders das Jahr 2023 werden sehr interessant werden, weil die meisten „SPACs“ nach zwei Jahren die Zielunternehmen gefunden haben müssen. Der Konkurrenzdruck für die „SPACs“, entsprechende Übernahmekandidaten zu finden, ist damit groß. Sowohl der selbst festgelegte Zeitdruck als auch dieser Konkurrenzdruck beim Kauf wird meiner Überzeugung nach zu überteuerten Käufen führen und damit den wirtschaftlichen Erfolg dieser Wertpapiergattung massiv reduzieren. Natürlich gibt es unter den 1.301 bislang emittierten „SPACs“ (Stand 21.03.2022) das eine oder andere erfolgreiche Beispiel, aber am Ende wird es eine Glückssache sein, ob Sie Ihr Geld in das richtige „SPAC“ gesteckt haben.
„SPACs“ blasen den Markt für Neuemissionen künstlich auf
Zahlen sagen alles: Im Jahr 2009, also in dem Jahr, in dem der Aktienmarkt sein Tief in der großen Finanzkrise erreicht hatte, lag der Anteil der „SPACs“ an den US-Neuemissionen bei gerade einmal 1%. Im Jahr 2018 lag der Anteil dann schon bei 20%, was bedeutet, dass schon jede fünfte Neuemission ein „SPAC“ war. Im Jahr 2020 war mit 55% schon mehr als jede zweite Aktienneuemission in den USA ein „SPAC“, gefolgt vom Jahr 2021 mit 63% und bis dato (21.03.2022) liegt der Anteil des „SPACs“ sogar bei 83%. Insgesamt sind es nun 610 „SPACs“, die bis jetzt noch keine Zielunternehmen gefunden haben. Dadurch steigt die Nachfrage nach börsenreifen Unternehmen extrem an. Aber nicht nur der Konkurrenzkampf unter den „SPACs“ selbst wird dadurch verschärft. Auch der Wettbewerb mit den Emissionsbanken, deren klassisches Geschäft es ist, junge Unternehmen beim direkten Sprung an die Aktienbörse zu begleiten, ist zu berücksichtigen.
Das wirtschaftliche Chance-Risiko-Verhältnis für die „SPAC“-Investoren wird sich noch weiter verschlechtern.
Um diese unsägliche Dynamik online mitverfolgen zu können, empfehle ich Ihnen den Besuch der Internetseite https://stockanalysis.com/ipos/2021-list/, denn dort können Sie diesen Trend praktisch direkt und zeitnah nachlesen. In den dort aufgeführten Listen können Sie die „SPACs“ von den anderen Neuemissionen vor allem dadurch unterscheiden, dass im Firmennamen meistens das Wort „Acquisition“ genannt ist und dass der Ausgabekurs bei 10 US$ liegt. Trifft beides zu, können Sie mit großer Sicherheit von einem „SPAC“ ausgehen. Es gibt noch einen dritten Anhaltspunkt, um diese genauer identifizieren zu können, aber der liegt in der der Analyse der Schwankungsbreite des ebenfalls dort angegebenen „returns“. Das würde aber den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Hier noch eine weitere sehr informative Internetquelle: https://www.spacanalytics.com